Marinemuseen Europas: Reisetipps

Die schönsten Schifffahrt- und Marinemuseen Europas: Eine Liste mit Reisetipps.

Wer viel verreist, entwickelt Vorlieben für spezielle Transportmittel, oder hatte diese Interessen bereits von Kindheit an. Ich mochte schon immer alles was mit der See, den Seefahrern, den Entdeckern neuer Länder und Kontinente, den Meeren, und den Schiffen darauf zu tun hat.

Ich habe ein unentschuldbares Faible für Konquistadoren, Christoph Kolumbus, weitere Seefahrer wie James Cook, William Dampier, Francis Drake, Juan Sebastian Elcano, Vasco da Gama und alle anderen Heroen des Zeitalters der Entdeckungen. Passt vielleicht auch zu mir als Reiseblogger. Erklärt auch ein wenig die vielen Trips nach Südamerika und Peru?

Schiffsmuseen oder Marinemuseen evozieren diese grossartige Zeit, und versuchen, die wenig erhalten gebliebenen Artefakte der Seefahrer und der Seefahrt des 15. bis 18. Jahrhunderts zu präsentieren. Denn, wer erwartet die Schnupftabakdose von Christoph Kolumbus (wer erkennt den historischen Fauxpas?) oder den Helm von Magellan sich anschauen zu können, der wird enttäuscht werden.

Übersicht: Europas schönste Schiffs-, Marine- und Seefahrtsmuseen

Denn, es liegt irgendwie in der Natur und der Biografie der Entdecker und Eroberer begründet: Viel hinterlassen an biografischen Artefakten haben sie nicht.

Ihre Schiffe sind dem Schiffsbohrwurm, Stürmen, Riffen oder schlicht dem Zahn der Zeit zum Opfer anheim gefallen.

Was also zeigen die Marine – Museen Europas, wenn sie nicht das sensationelle Vasa Museum sind und ein nahezu komplett und original erhaltenes Kriegsschiff ausstellen können? Sie zeigen Gemälde, Navigationsinstrumente wie Kompasse und Jakobsstäbe, Dokumente, Uniformen, Welt- und Seekarten und Globen, Teile von Schiffsausrüstung, Schiffsmodelle, historische Artefakte aus der Zeit der Entdeckungen, um uns diese Epoche näher bringen zu können. Oder anders ausgedrückt: Die Schifffahrtsmuseen präsentieren einen faszinierenden Abschnitt von Technik- und Reisegeschichte.

Vielleicht beantworten sie auch die ewig dräuende Frage: Warum reisen wir? Weil wir ein Schiff haben, und es können? Weil es immer ein fernes und fremdes Gestade zu entdecken gilt? Weil wir neugierig sind. Abenteuerlustig. Weil reisen zum Menschsein gehört?

Es gibt in den großen Seefahrernationen Europas, also Spanien, Portugal, der Niederlande und Englands, jeweils auch sehr schöne maritime Museen, die allerdings gegenüber den meistens bekannteren Museen wie dem Prado in Madrid, oder dem British Museum in London, etwas zurückstehen.

Unverdientermaßen natürlich! Es sind allesamt Perlen, und unbedingt einen Besuch wert.

Deshalb hier meine – vollkommen subjektive Reiseblogger – Liste – der schönsten Marine-, Seefahrts- und Schiffs – Museen Europas, welche ich alle persönlich besucht habe.

Nach der Pandemie gilt wie vorher: Diese wunderbaren Museen bleiben Orte der Sehnsucht und des Fernwehs, und sie sind unbedingt einen Besuch wert.

Schifffahrtsmuseum Amsterdam, Niederlande

Direkt in Laufweite neben dem Hauptbahnhof in Amsterdam ist unübersehbar das Schifffahrtsmuseum der Niederlande, das Het Scheepvaartsmuseum situiert.

Neben der grossartigen Replik eines Handelsschiffs, welches vertäut im Hafenbecken neben dem Museum liegt, gibt es tolle Artefakte aus der Geschichte der Seefahrt zu bewundern. Immer wieder spannend finde ich Navigationsinstrumente, Globen, und originale Schiffs – Gebrauchsgegenstände. Das Schifffahrtsmuseum Amsterdam ist in einem grossartigen barocken Gebäude, einem ehemaligen Lagerhaus untergebracht, welches allein den Besuch lohnt.

Amsterdam ist so oder so immer eine Reise wert, wer sich im Rijksmuseum, dem ebenso fabelhaften Van-Gogh-Museum und dem nächsten Geheimtipp, dem Filmmuseum, schon ausgetobt hat: Das Amsterdamer Schifffahrtsmuseum ist unbedingt besuchenswert, wer sich für die Ozeane und das goldenen Zeitalter der niederländischen Seefahrt interessiert. Wer schliesslich hat Australien, Tasmanien, sowie Neuseeland entdeckt? Das waren Typen wie Willem Jansz, Abel Tasman, und Dirk Hartog, aber gewiss nicht James Cook. Der kam 150 Jahre später dort vorbei.

Das Museum hat sieben Tage die Woche geöffnet, und kostet schlanke 15 Euro Eintritt für einen Erwachsenen. Der offizielle Link ist hier.

Ein weiteres hervorragendes Museum – wer sich für Geschichte interessiert –  in der Hauptstadt der Niederlande, und vom Schifffahrtsmuseum nur einige Hundert Meter entfernt, ist das Rembrandt-Haus. Hier lebte und arbeitete der vielleicht berühmteste Maler und Zeichner der niederländischen Malerei des Goldenen Zeitalters, Rembrandt van Rijn, von 1638 bis 1659.

Das Haus in der Altstadt war Wohn- und Arbeitsstätte Rembrandts zugleich, und z.B. die Küche ist liebevoll restauriert und ausgestattet, so dass jeder Besucher einen wirklich lehrreichen und interessanten Einblick in Rembrandts Leben erhält. Spannend auch zu erfahren, wie ein wohlhabender Künstler des 17. Jahrhunderts in der Amsterdamer Altstadt residierte und Geschäft und Privatleben verband – Rembrandt unterhielt in einigen Räumen seines Hause eine Art Galerie, und verkaufte auch Bilder anderer Künstler. Zudem sammelte er exotische Waffen, ausgestopfte Tiere und Gebrauchsgegenstände aus allen Weltregionen des niederländischen Handelsreiches: Massaispeere, ausgestopfte Opossums, Geweihe von afrikanischen Antilopen und vieles mehr.

Das Rembrandthaus ist ebenfalls in Laufweite vom Amsterdamer Hauptbahnhof.

National Maritime Museum, London Greenwich, UK

In Greenwich im Südosten Londons sind die königlichen Museen von Greenwich versammelt, darunter das National Maritime Museum. Am Pier davor liegt die Cutty Sark vertäut, ein schöner historischer Dreimaster, welcher allerdings extra Eintritt kostet.

Nach Greenwich kann man standesgemäß mit dem Schiff fahren, die Themse stromab. Einsteigen kann man u.a. direkt am Big Ben.

Das nationale Marinemuseum des Vereingten Königreichs präsentiert wechselnde Sonderausstellungen, und zu den ständig ausgestellten Artfeakten gehört Horatio Nelsons Mantel mit dem fatalen Kugelloch, getragen in der Schlacht bei Trafalgar.

Es gibt viel zu sehen in diesem Marinemuseum, auch für Familien mit Kindern, es hat ein sehr schönes Cafe, und das allerbeste: Der Eintritt zur Dauerausstellung ist kostenlos. Das Marinemuseum in London ist also eine schöne Besuchsoption für verregnete Tage, und entlastet das Budget im ansonsten teuren London.

Die Fahrt in das UNESCO Welterbe von Greewich lohnt ohnehin, es gibt dort noch mehr Museen und u.a. auch das Royal Observatory plus einem tollen Panoramablick über London.

Ein Nachbau des Schiffes von Francis Drake (zweite Weltumsegelung) ist übrigens in London South Bank zu sehen. Und der Kreis schliesst sich, wenn man in Cartagena de Indias an der Karibikküste Kolumbiens vor dem Haus steht, in welchem eben dieser Francis Drake einst übernachtete.

National Maritime Museum Greenwich
London Greenwich: Das National Maritime Museum. Schifffahrtsmuseen Europas.

Marinemuseum – Museo de Naval Madrid, Spanien; Torre del Oro, Sevilla und Palos del a Frontera

Bekanntermaßen liegt die wunderbare Stadt Madrid fernab des Meeres. Was die spanische Marine, die Armada Espaniola, nicht davon abhält, das tolle Museo de Naval in der Nähe des Prado zu unterhalten.

Konsequent wird auch hier der Spanier Juan Sebastian Elcano als der erste Weltumsegler genannt. Und nicht der Portugiese Magellan. Welcher ja auf der ersten Weltumsegelung auf den Philippinen zu Tode kam, und es war der Baske Elcano, welcher das letzte verbliebene Schiff der Flotte Magellans 1522 nach Spanien zurück navigierte.

Nicht nur diesbezüglich müsste man einige Geschichtsbücher korrigieren. Und an dieser Stelle sei auch vermerkt: James Cook war niemals der Entdecker Australiens. Wird ja auch gerne kolportiert. Es war der Niederländer Willem Jansz, vielleicht auch der Spanier Vaez de Torres. Was sicherlich im Marinemuseum der spanischen Armada irgendwo vermerkt ist! Der Eintritt in das Madrider Marinemusem kostet 3 Euro, das Museum befindet sich zwischen dem Prado und der Plaza de Cibeles. Man kann es nicht verfehlen, es stehen immer Wachposten der Marine davor!

Es beherbergt tolle alte Seekarten, viele Modelle von Schiffen, ganz viel Artefakte aus der jüngeren Neuzeit, und ist eine kleine Perle, welche im Gefunkel der großen Stadt leider kaum bemerkt wird, und nach wie vor den etwas albernen Stempel des Geheimtipps trägt.

Alternativ, wer sich für die spanische Geschichte und die Entdecker des 15. und 16. Jahrhunderts  interessiert: In Sevilla gibt es ebenfalls ein kleines Museum zu den Themen Seefahrt und erste Weltumsegelung. Es ist im Torre del Oro untergebracht, einem mächtigen dicken Turm direkt am Rande Altstadt und dem Flussufer des Guadalquivir. Auch hier wird Herrn Fernando Magellan, ein Portugiese,  der Triumph der ersten Weltumrundung nicht gegönnt.

Und noch ein Tipp wer in Sevilla ist: Zu seiner ersten Fahrt in die neue Welt, mit dem eigentlichen Ziel, westwärts nach Asien zu fahren, brach Kolumbus, welcher auf spanisch Cristobal Colon genannt wird, vom Städtchen Palos de la Frontera auf. Dieser kleine Ort liegt zwischen Sevilla und Huelva, hatte einst einen direkteren Zugang zum Meer als jetzt, und musste im Jahr 1492 Kolumbus mit Schiffen und Männern für seine wahnsinnige Reise ausstatten, da man Schulden bei der Krone hatte. So profan kann Geschichte manchmal sein. In Palos liegt das Kloster La Rabida, welches Kolumbus mehrfach besuchte, und es gibt sehr schöne Nachbauten der Schiffe der ersten Reise des Admirals der Ozeane. Diese liegen an der sogenannten „Muelle de las Carabellas.“

Eintrittspreis in den Torre del Oro Sevilla ist 3,- Euro/Erwachsene

Mehr zu diesem interessanten Bauwerk, welches eine der besten Aussichten auf die alte Stadt Sevilla garantiert.

Noch mehr Reisetipps für Madrid: Hier vom Madrid Reiseblogger. Für eine Unterkunft in Madrid in der Nähe des Marinemuseums würde ich das sehr schöne Viertel Barrio de las Lettras empfehlen.

Marinemuseum Madrid und Sevilla

Marinemuseum Lissabon – Museu de Marinha Belem, Portugal

Wer in Lissabon die tollen Sehenswürdigkeiten von Belem besucht, also das Entdeckerdenkmal, den Torre de Belem und das Mosteiro dos Jeronimos, der läuft wahrscheinlich am portugisischen Marinemuseum ungeahnt vorüber. Das Museum fügt sich allerdings auch thematisch ganz wunderbar in das UNESCO Welterbe von Belem ein.

Das Marinemuseum befindet sich ebenfalls im Kloster des Hieronymus, in einem Seitenflügel. Bekannter ist das Grab eines der grössten Entdecker, nämlich das von Vasco da Gama, welches sich auf der anderen Seite des Haupteingangs innerhalb des Klosters befindet. Gegenüber des Museums ist das Entdeckerdenkmal an der Stelle des Piers, von wo die Seefahrer wie Da Gama, Diego Cao, Diaz oder Cabral zu ihren abenteuerlichen Fahrten aufbrachen. Der Turm von Belem, neben dem Entdeckerdenkmal, rundet das UNESCO Welterbe – Ensemble von Belem ab.

Im portugisischen Marinemuseum kann man sehr viele Schiffsmodelle, Gemälde, und Sonderaustellungen bewundern. Echte Gegenstände aus der Zeit der Entdecker gibt es leider sehr wenig zu sehen, das gilt aber für fast alle Marinemuseen – die großen Entdecker haben wenig bis gar nichts an Artefakten hinterlassen.

Nach Belem kommt man von Lissabon ganz wunderbar mit der Strassenbahn. Der Eintritt in das Lisaboner Marinemuseum kostet 6,50 für Erwachsene, Familen zahlen 14,60 Euro.

Vasa Museum Stockholm, Schweden

Eines der sensationellsten Museen überhaupt, Schifffahrtsmuseen hin oder her, ist das Vasa Museum in Stockholm, Schweden. Es zeigt das zu 98% aus Originalteilen bestehende schwedische barocke Kriegsschiff „Vasa„.

Wer hier den grossen Raum betritt und angesichts des riesigen hölzernen Schiffes den  Mund nicht vor Staunen offen stehen lässt, dem ist kaum zu helfen!

Die Vasa, welche 1628 auf ihrer Jungfernfahrt im Hafen von Stockholm sank, wurde 1956 wiederentdeckt und 1961 geborgen. Im sauerstoffarmen, schlammigen Brackwasser des Hafens wurde sie über 330 Jahre lang perfekt konserviert.

Vasa Museum
Die Vasa im Vasa Museum Stockholm

Das Museum ist auch architektonisch ein toller Wurf, und stellt das über 60m lange Schiff, welches tatsächlich ohne Feindeinwirkung, wohl auf Grund einer Fehlkonstruktion, 20 Minuten nachdem es die Werft verlassen hatte, mit Mann und Maus und wehenden Fahnen, die Luken alle offen, kenterte und sank.

Die Vasa ist einer dieser archäologischen Glücksfälle, welcher uns eine geschichtlich betrachtet, gar nicht so ferne Vergangenheit näher bringt. Denn mit dem Schiff wurden fast 20.000 Artefakte des Alltasglebens des 17. Jahrhunderts, Werkzeuge, Gebrauchsgegenstände, gefunden. Mit dem Schiff gingen ca. 50 Menschen unter, auch ihre Skelette erzählen jeweils eine einzigartige Geschichte, welche das Vasa Museum versucht, zu rekonstruieren.

Das Vasa Museum ist durch und durch gelungen, das Schiff ein reines Wunder an Geschichte und Magie, die begleitende Ausstellung lehrreich und spannend. Für mich eines der tollsten Museen in Europa überhaupt.

Eintrittspreis des Vasa Museums Stockholm: 130 Kronen, also ca, 13 Euro pro Person. Die Schlangen vor dem Museum können lang sein, also zu Tagesrandzeiten kommen!

Die offizielle Webseite des Museums ist hier

Schiffs- und Marinemuseum Bilbao

Itasmuseum: Marine- und Schiffsmuseum Bilbao, Spanien

Eine großartige Seefahrernation mit jahrhundertelanger Geschichte, und das mag im Rest Europas ein wenig in Vergessenheit geraten, sind natürlich die Basken. In erster Linie genannt sei der ruhmreiche Weltumsegler, Sebastian Elcano, welcher 1522 die erste Weltumrundung per Boot unter der Fahne Spaniens abschloss. Seinem Denkmal sowie den Namen der anderen Basken an Bord dieser Flotte begegnet man direkt nach Betreten dieses wirklich sehr gelungenen Museums.

Bilbao liegt erstaunlicherweise nicht direkt am Meer, sondern am und vor dem Mündungsdelta mehrerer Flüsse in die Biskaya. Aber einen Hafen, maritime Geschichte und Helden der Seefahrt hat es natürlich massenhaft zu bieten. (Mehr über Bilbao und wie man einen tollen Roadtrip dort beginnt: hier)

Das Marinemuseum liegt unterhalb des bekannteren Guggenheim-Museums zu Bilbao, auf der gleichen Seite des Flusses Nervion. Davor steht ein riesiger alter Schiffskran aus der Zeit, da direkt hier am Fluss noch Schiffswerften, Kohle- und Stahlindustrie das Stadtbild prägten.

Im Museum gibt es allerhand Schiffsmodelle, auch aus neuerer Zeit, tolle Landschaftspanoramen, baskische Ruderboote, und ganz viel Grandezza und Geschichte. Für Seefahrt-Liebhaber ist dieses Museum sicherlich ein Geheimtipp, bevor ich in Bilbao war und mir überlegen musste was ich statt grässlichen Jeff-Koons-Plastiken mir lieber anschauen möchte, hatte ich keine Ahnung von dieser schönen Alternative. Direkt nebenan ist ein hübsches Café. Eintritt: 6 Euro, ermässigt 3 Euro, es gibt einen Familientarif.

  • Der Link zum Marinemuseum in Bilbao ist hier.

Schifffahrtsmuseen und antike Schiffe in Deutschland: Mainz, Bremerhaven, Berlin, Wörth am Main

Um diesen Artikel abzurunden – es gibt auch sehr interessante Schifffahrtsmuseen bzw. sensationelle Exposition von Schifffahrtsgeschichte in Deutschland. Diese seien hier der Vollständigkeit halber angeführt.

Das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven kenne ich (noch) nicht, wäre ja mal ein Grund, an die Küste zu fahren!

Ziemlich sensationell ist das Museum für antike Schiffahrt in Mainz. Hier hat man tatsächlich aus dem Schlamm des Mainzer Hafens einige nahezu komplett erhaltene Flussschiffe aus römischer Zeit ausgegraben. Und sie in einem fabelhaften Museum rekonstruiert und ausgestellt. Sehr interessant und lehrreich. Eintritt kostenlos! Das Museum ist am Rande der Altstadt, direkt neben dem Cinestar.

Mehr oder weniger zufällig bin ich auf die Geschichte der Kettenschiffe auf dem Main, zwischen Frankfurt und Würzburg, gestoßen.

Die Kettenschiffe waren eine Übergangstechnik zwischen dem Treideln von Booten stromaufwärts, also dem Ziehen der Lastkähne mit der Hilfe von Pferden oder Menschen, sowie der Erfindung des Schiffsdiesels bzw. des Dampfschiffes. Gigantische Ketten zogen die Schiffe stromauf wie stromab, die Ketten liefen quasi durch die Boote hindurch und diese zogen sich per Motorkraft an den Ketten entlang. Kaum zu glauben dass man eine solch aufwändige Mechanik fast den ganzen schiffbaren Main entlang installierte. Mehr über dieses faszinierende Kapitel der Binnenschifffahrt liest du hier auf Wikipedia. 

Ein wirklich bemerkenswertes Museum zu diesem Thema ist das Schifffahrts- und Schiffbaumuseum in Wörth am Main. Stromaufwärts von Aschaffenburg gelegen, in einer ehemaligen Kirche untergebracht, ist dies ein Museum, wie man es sich erträumt. Informativ, spannend, mit ganz vielen Artefakten aus dem regionalen Schiffsbau, welcher in Wörth eine wirklich lange Tradition hat. Das kleine Museum hat nur Samstags geöffnet, ist aber unbedingt einen Besuch wert, und wie ein Kettenschiff funktioniert lernt man auch, es sind sogar Teile der Originalkette ausgestellt. (Link).

Das Schiffsbaumuseum zu Wörth am Main
Ein königlich-bayrisches Kettenschiff.

Zu guter Letzt, und weil ich es erst jüngst angeschaut habe, und mir gar nicht bewusst war, um was für Perlen antiker Schiffsbaukunst es sich hier handelt: Im Humboldt-Forum zu Berlin kann man in der Ausstellung der ozeanischen Pretiosen mehrere originale Schiffe aus der Südsee bestaunen, unter anderem das sogenannte „Lufboot„, einem 15 Meter langen Auslegerboot von der Insel Luf.

Luf gehörte einst zum kolonialen Inselreich des deutschen Kaiserreichs, rund um den Bismarckarchipel in Mikronesien. Heute gehört Luf zu Papua-Neuguinea. Das Boot, welches handwerklich und vom Design her gerade in den Details wirklich fabelhaft ist, wurde ohne einen einzigen Nagel gebaut und stand jahrzehntelang im ethnologischen Museum in Berlin-Dahlem. 1903 war es nach Deutschland gekommen.

Das Lufboot im Humboldt-Forum Berlin

2018 überführte man das Boot und einige weitere, etwas kleinere Boote aus der Südsee vom Museum in Berlin Dahlem in das neu gebaute Humboldt-Forum in Mitte, wo sie jetzt in einem bemerkenswerten Ausstellungsraum zu bewundern sind. Wer in Berlin schon alles gesehen hat, dies hier wäre mein Geheimtipp. Die weiteren Ausstellungstücke aus der Südsee, aus Tahiti und Mikronesien sind darüber hinaus wirklich sehr spannend. Ebenso die Diskussion, ob man das Boot eigentlich gestohlen hat, und ggf. zurück geben sollte. Momentan ist der Eintritt in die Ethnologische Ausstellung des Humboldtforums kostenlos. Der Link ist hier.

Weitere Informationen, Literaturquellen zum Lufboot, der Diskussion um das koloniale Erbe des deutschen Kaiserreichs sowie der Geschichte des Südseebootes findest du hier.

Maritim Museum Kotor, Montenegro

Die barocke Altstadt der einstigen venezianischen Hafenstadt Kotor an der gleichnamigen Bucht ist ein echte Perle. Wenn erst mal die Tagestouristen abgereist sind, entfaltet die wunderbar authentische, hervorragend gepflegte alte Stadt ihren ganz eigenen Charme.

Selbstverständlich musste ich das im Herzen der Altstadt gelegene Marinemuseum Montenegros besuchen. Es ist klein, unbedingt fein und liebevoll eingerichtet, und es verfügt über einige wirklich spannende historische Artefakte, Ausstellungsstücke und Fotografien.

Sehr lohnenswert, wer sich für die Seefahrt und die Geschichte dieses Teils von Europa interessiert, in welchem die Venezianer, die Franzosen, die Türke und die KuK Österreicher ihre Spuren hinterließen. Hier ist die offizielle Webseite des Museums,  mit Adresse und Lageplan. Ist aber einfach zu finden!

Maritim Museum Montenegro
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